Ich war zwanzig Jahre, als meine Mutter mich zum ersten Mal mit zu ihrem Parfümeur nahm. Er war ein Franzose, mit Silber-grauen Haaren und mittleren Alters. Er hielt meinen Arm, hob ihn auf seine große Nase, roch kurz an der Innenseite meines schlanken Handgelenkes, nickte dann, und kritzelte ein paar Dinge auf ein Stück Papier in seiner Hand: Rose, Ambra, Vanille. Ich wünschte, ich könnte mich mehr erinnern. Dann nahm er eine Flasche nach der anderen mit all den wundervollen Zutaten. Zunächst füllte er zähflüssigen Honig in eine schmale blaue Flasche. Dann die anderen Zutaten. Als er fertig war, nahm ich eine Probe, trug es auf meine Haut, und roch daran. Es war herrlich, wie ein Duft gemacht von Feen, wie die Liebe auf Erden. Ich trug es das ganze Jahr über, den süßen Moschus, unter einem Pullover auf dem Weg zur Schule, über den weichen Puls in meinen Hals, wo Liebhaber ihre Lippen drücken. Und als mein Freund Geburtstag hatte, trug ich diesen Duft zu seiner Geburtstagsparty, doch nein, dieser Duft trug mich – wie eine Art Wolke. Ich war mir sehr gewiss, fühlte mich selbstsicher und einfach nur puddel Wohl. Ein Duft, der mir heute fehlt, ein Duft der Sehnsucht, und Schmerz, weil ich ihn so vermiss.
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