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Autor: Thomas Krabusch
Datum: 15.04.2012
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Folgeerscheinungen der Pest

Was macht man, wenn der Tod mit einer solchen brachialen Gewalt, einer grenzübergreifenden Obszönität, wenn der Tod gleich einem Armaggedon die Menschen zu Tausenden mit sich reißt? Das ist die Frage, die man sich damals stellen musste, denn eingedenk der Tatsache, dass man die Ärzte als Primus der Medizin verstand und sie später als nutzlose Quacksalber, mit langen Mänteln und makabren Schnabelmasken verkleidet, die selbst dem Tod reihenweise ins Auge sehen mussten, enttarnten. Und die Kirche und ihre Vertreter waren mitnichten das, was die Bevölkerung damals am meisten brauchte, Seelsorger. Die Obrigkeit war komplett überfordert und viele Priester vor Ort hatten auch nur die Flucht als ihren einzigen Gedanken. Dies war wohl, auch für große Bevölkerungsteile, die einleuchtenste Möglichkeit der Pest zu entkommen. Andere Menschen flohen nicht, sondern amüsierten sich, gemäß dem Motto: wenn ich sowieso sterben muss, warum nicht vorher ein bisschen Spaß haben. Sowohl Flucht als auch Epikureismus, so verständlich sie auch erschienen mögen, waren natürlich nicht sehr ehrenhaft und dazu auch noch unchristlich. Es gab allerdings auch andere Möglichkeiten mit der Seuche fertig zu werden, zumindest spirituell. Viele Menschen sind zwar von der Kirche verlassen worden, nicht aber von ihrem Glauben. Wenn Gott straft, so muss es einen Grund dafür geben. Besänftigen kann man ihn nur, in dem man noch intensiver seinem Glauben nachgeht. Die Priester als direkte Ansprechpartner fielen aus, so dass man sich den damals sehr verehrten Heiligen, und vor allem Maria, Gottes Mutter zuwandte. Wer konnte am besten um Gnade bitten als seine Mutter? Die Pest wurde oft als Pfeilbeschuss durch Gott und Maria als Beschützerin der Seelen vor diesen Pfeilen dargestellt. Der heilige Sebastian war als römischer Soldat zur Hinrichtung durch Pfeile verurteilt (und dann gerettet) worden. Zumindest visuell betrachtet waren so Maria und Sebastian die geeigneten Kandidaten zum Schutz vor Gottes Zorn. Ein weiterer beliebter Anwärter war der heilige Rochus, der sich der Heilung von Kranken verschrieben hatte, und als besonderes Markenzeichen am Oberschenkel eine Schwellung hatte, die sehr leicht als Pestbeule gedeutet werden konnte. Eine etwas bizarre Art Gott um Gnade anzuflehen hatten die Flagellanten. Diese glaubten durch Selbstkasteiung Gottes Zorn besänftigen zu können. Da die Kirche allerdings ihre Monopolstellung in Gefahr sah, immerhin brüsteten diese sich einen Weg zu Gott gefunden zu haben, war das Flagellantentum, obwohl bei der Bevölkerung beliebt, nur eine relativ kurze Erscheinung.
http://www.mittelalter-fuer-jedermann.de.

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