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Autor: Ellen Andresen
Datum: 10.10.2010
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Sinnliche Schokolade

Dieser Geruch: betörend. Dieser aus zwölf Kilogramm
Schokolade geformte „Klumpwuchter“: zum Anbeißen. Diese in flüssige Schokolade eintauchenden Figuren: beneidenswert. Sie, die Verführung, ist allgegenwärtig in Sonja Alhäusers Ausstellung „Hartgesotten“.
Die 41-Jährige weiß das nur zu genau und spielt mit den Reizen, denen sich das Publikum nur mit größter Disziplin wird entziehen können. Anfassen, probieren, auf der Zunge zergehen lassen – Disziplin ist gefordert, um der satten Sinnlichkeit nicht gänzlich zu erliegen.

Sonja Alhäuser, die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und zahlreiche Stipendien und Preise erhalten hat, ist eine fröhliche mitteilsame und experimentierfreudige Künstlerin. Zu den Skulpturen aus Schokolade, aber auch aus Marzipan, Butter und Zucker präsentiert sie zeichnerische Miniaturen ebenso wie großformatige Rezeptzeichnungen. Eine thematisiert den vielerorts genossenen Wildschweinbraten und macht den Titel der Ausstellung verständlich. Für Sonja Alhäuser steht vor dem Genuss ganz selbstverständlich das Töten und Ausnehmen des Tieres, erst dann wird der Braten kross und die Soße bereitet.

Will uns da jemand den erhobenen Zeigefinger vorhalten? Sonja Alhäuser verneint: „Das ist nicht moralisch gemeint, sondern ein ehrlicher Ablauf der Dinge.“ Wer so argumentiert, der tischt auch Hasenköttel als Delikatesse auf. Mit Liebe und edlen süßen und würzigen Zutaten hat Sonja Alhäuser sie geformt und zum Kunstwerk deklariert. Auch zum Mitnehmen: 100 Mal stehen sie abgepackt im Museumsshop der Remise als käuflich zu erwerbendes Kunststück bereit.

Dass Kunst viel mit dem täglichen Brot gemein hat, offenbart ein gerade erst in der Bäckerei Krützkamp entstandenes großes „Bildbrot“ aus feinen Backzutaten. Darin hat Sonja Alhäuser ihren Platz gefunden, zwischen Fritz Stuckenberg und Arthur Fitger.

Kenner dürften sich auch über einige selten zu sehende Arbeiten von Dieter Roth (1930 – 1998) freuen. Er gilt Sonja Alhäuser mit seinem umfassenden Ansatz als wichtige Orientierungsfigur. Seine Werke kombiniert sie mit einigen der ihren.

Die Arbeit der Meisterschülerin von Professor Fritz Schwegler trägt barocke Züge und ist zu einem guten Teil der in den 60er-Jahren begründeten Bewegung der „Eat Art“ zuzuordnen. Anderes, wie das Aquarell „Scheide sanft“, darf als Einladung an die Auseinandersetzung mit dem gesamten Zyklus des Lebens verstanden werden.

Schokolade.

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