Es wurden Erinnerungen wach an die traumatische Niederlage von 1995. Auch vor zwölf Jahren, jenen Tagen also, an denen eine deutsche Mannschaft zum letzten Mal im Halbfinale das Davis-Cups gestanden hatte, ging man in Moskau mit einer 2:1-Führung in die beiden Abschlusseinzel am Sonntag. Was man damals jedoch aus der Rolle des klaren Favoriten aus den Händen gab, verspielte man in diesen Tagen als klarer Außenseiter: Die Chance auf eine Finalteilnahme. Letztlich reichte die Qualität nicht aus, um Titelverteidiger Russland in die Knie zu zwingen. Ersatzmann und Davis-Cup-Debütant Philipp Petzschner unterlag dem erfahrenen Michail Juschni 4:6, 4:6, 6:3 und 3:6, anschließend zog Philipp Kohlschreiber mit 3:6, 6:3, 0:6 und 3:6 gegen den starken Igor Andrejew den kürzeren. Auch wenn die Chancen auf ein Weiterkommen im Vorfeld stets als gering eingestuft wurden, so bleibt doch ein Gefühl tiefer Enttäuschung zurück.
Die Möglichkeit auf die Sensation war nämlich vorhanden, vor allem weil sich das Team der deutschen Tugenden wie Einsatzbereitschaft und Leidenschaft bediente. In Erinnerung bleibt sicherlich die famose Vorstellung des Doppels Waske/Petzschner, das erstmals gemeinsam aktiv war und dabei gleich erfolgreich agieren konnte. Aber auch der Erfolg von Philipp Kohlschreiber gegen Nikolai Davydenko, immerhin Weltranglistenvierter, ist mehr als nur eine Randnotiz.
Ob die deutsche Sportöffentlichkeit nun wieder zwölf lange Jahre warten muss, bis ein Davis-Cup-Team wieder einmal das Halbfinale erreicht, bleibt völlig offen. Zu viele Fragezeichen tauchen im deutschen Herrentennis auf. Zweifelsohne gibt es mittlerweile einige Talente aus dem Nachwuchs des Deutschen Tennisbundes, die in die ATP-Tour drängen, doch diese brauchen noch Zeit. Fraglich scheint auch ob Tommy Haas, im vergangenen Jahrzehnt als Mr. Daviscup bekannt geworden, überhaupt noch einmal seinen Tennisschläger im Daviscup in die Hand nehmen wird. Zu anfällig ist sein von Verschleißerscheinungen an der Schulter gehandicapter Körper geworden. Einzig sicher scheint derzeit, dass die deutsche Mannschaft in Moskau eine große Chance nicht hat nutzen können.
|