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Autor: Thomas Krabusch
Datum: 25.03.2012
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Geisteskrankheiten im Mittelalter

Die mittelalterliche Medizin war im Wesentlichen nicht in der Lage durch Viren oder Bakterien hervorgerufene Erkrankungen zu diagnostizieren geschweige denn zu heilen. Man hatte überhaupt keine Vorstellung von diesen Erregern und konnte somit maximal einige krankheitsbedingte Erscheinungen, also die Folgen einer Infektion, jedoch nie deren Ursachen bekämpfen. Um wie viel schwerer muss es gewesen sein, geistige Störungen zu heilen, die selbst in der heutigen modernen Zeit viele Psychologen an ihre Grenzen gehen lassen? Grundlage des Verständnisses der Krankheitslehre war die damals allgegenwärtige Vier-Saft-Lehre des Gelehrten der Antike Galen. Blut, Galle, Schleim und die schwarze Galle mussten in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen, um den Menschen Gesundheit zu schenken. Interessant ist in diesem Kontext die schwarze Galle, die Melancholie, die das Gleichgewicht stört und den Menschen in die Extreme treibt, die den Geist reizt. Da Geisteskrankheiten medizinisch nicht zu „fassen“ waren, bedurfte es vorwiegend philosophischer Betrachtungsweisen das Leiden zu erklären. Demnach sei die Melancholie ein die Seele beherrschender Argwohn, deren Folgen Furcht und Traurigkeit sind, oder es sei der Dunst der schwarzen Galle, die zum Gehirn steige und dabei den Verstand verwirre und zur „Einbildung von Unwirklichkeiten“ führe. Dabei wirkt es sich auch nachteilig auf das reine körperliche Wohlbefinden aus.

Daneben fanden sich noch etliche andere Interpretationen und Formen der Melancholie. Manche von der Krankheit befallende Menschen suchten die absolute Abgeschiedenheit, die anderen wiederum wären todunglücklich ohne Gesellschaft und wieder andere fielen durch ihre ständigen Gemütsschwankungen, wie wechselndes Weinen und Lachen, auf. Die angewendeten Therapien zur Gesundung des an Melancholie Erkrankten kann man insoweit interpretieren, als dass diese nicht nur die Seele, sondern auch immer den Körper betrafen Hierzu gehörten Bäder, Salbungen, Sport und lange Fußmärsche sowie auch eine Empfehlung für Sex zur Beruhigung der Seele. Des Weiteren stehen Wein, zur Bannung von Furcht und Traurigkeit, Musik und gutes Zuhören auf dem Plan. Auch für topologische Gegebenheiten hatte man einen Rat: das eigene Haus sollte nach Osten hin offen sein, um eine erholsame Linderung durch die Milde der Lüfte zu erreichen.
http://www.mittelalter-fuer-jedermann.de.

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